Jedes Jahr erkranken etwa 200.000 Deutsche an Demenz - die häufigste Form ist Alzheimer. Trotzdem wird Demenz meist zu spät erkannt. Denn wenn Oma und Opa mit den Jahren etwas sonderlich und vergesslich werden, halten die meisten das für den normalen Lauf des Lebens. Dabei kann eine frühe Behandlung den Verlauf verlangsamen.
Ist es Demenz?
Oft merkt das Umfeld zuerst, dass mit einem Angehörigen etwas nicht stimmt. Zum Beispiel, wenn der Betroffene nicht mehr weiß, was er vor Kurzem gemacht hat oder ihm häufig Wörter und Namen nicht mehr einfallen, die sonst geläufig waren. Der Verdacht sollte nicht verdrängt, sondern überprüft werden. Am besten von einem Facharzt, es gibt aber auch Tests und Fragebögen für zuhause, auf die sich der Betroffene zunächst vielleicht eher einlässt. Mehr dazu im Ratgeber.
Wichtig für eine frühe Erkennung ist, dass sich Demenz auf zwei Arten äußern kann. Zum einen durch Gedächtnisstörungen, also das Vergessen von Wörtern oder das Verlegen von Dingen. Zum anderen geht Demenz einher mit Verhaltensänderungen. Der Demente zieht sich zurück, wirkt unruhig und wird feindselig gegenüber Angehörigen und misstrauisch gegenüber Freunden. Das ist für das Umfeld meist der schlimmere Teil.
Der Grund für diese Veränderungen ist das Absterben von Nervenzellen, die den Botenstoff Acetylcholin produzieren. Der sorgt dafür, dass Informationen im Gehirn weitergeleitet werden. Liegt ein Mangel vor, beeinflusst das die Denkleistung und das Verhalten eines Menschen.
Demenz behandeln
Zwar ist eine Heilung von Demenz nicht möglich, sie lässt sich aber, je früher sie erkannt wird, lindern. Hier ist es wichtig, einen auf Demenz spezialisierten Facharzt aufzusuchen und eventuell mehrere Meinungen einzuholen. Ist die Diagnose erst einmal gestellt, kann man Demenz mit verschiedenen Therapieformen, und nach Bedarf mit Medikamenten, behandeln.
Das Spektrum an Möglichkeiten reicht von Ergo-, Physio- und Milieutherapie über Logopädie bis hin zu Musik- und Kunsttherapie sowie tiergestützten Therapien. Am besten sollte eine Kombination aus mehreren genutzt werden, die auf den Betroffenen zugeschnitten ist.
Die frühe Gabe von Antidementiva ist unterstützend sinnvoll. Dabei ist das richtige Medikament entscheidend. Beruhigungsmittel sowie ältere Medikamente können die Demenz verschlimmern. Neue Medikamente mit den Wirkstoffen Galantamin und Risperidon sind effektiver und unbedenklicher.
Umgehen mit dem Vergessen
Für Angehörige ist Demenz eine Doppelbelastung. Zum einen wird der oder die Betroffene über die Zeit zum Pflegefall, der rund um die Uhr betreut werden muss. Zum anderen ist es für die Pflegenden eine immense seelische Belastung, wenn der Demente sich nicht mehr an sie erinnert oder sie gar beschimpft. Wichtig ist deshalb, dass sich Angehörige immer wieder bewusstmachen, dass in solchen Momenten die Krankheit aus dem Dementen spricht und es keine böse Absicht ist.
Im Umgang mit Demenzkranken ist ein Umdenken erforderlich: Demente leben in einer Welt, die nicht von Logik bestimmt ist, sondern von Emotionen. Statt den Dementen mit Gedächtnistraining zu triezen, sollten sich Angehörige deshalb auf positive emotionale Zuwendung besinnen. Körperkontakt ist besonders wichtig. Kurze Sätze, unterstützt mit Mimik und Gestik machen die Verständigung einfacher, alte Lieder und Fotos können längst Vergessenes zurückbringen. Und auch gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel an Orte aus der Vergangenheit, sowie der Kontakt mit Kindern und Tieren wirken oft beflügelnd.
Erleichterungen im Alltag wie große Symbole an Zimmertüren oder Anziehhilfen können Selbstständigkeit zurückgeben. Die Umgebung sollte so wenig wie möglich verändert werden, Gewohnheiten im Tagesablauf geben Orientierung. Pflegende sollten darauf achten, den Dementen nicht zu entmündigen, sondern ihm die Chance geben, kleinere Aufgaben wie Kartoffelschälen noch selbst zu übernehmen.
Wenn die Demenz über den Kopf wächst
Tagtäglich die Pflege für einen Dementen zu übernehmen und nebenbei noch das eigene Leben zu managen, führt bei vielen Angehörigen früher oder später zu Überforderung bis hin zu Depressionen. Informiere dich daher frühzeitig über Entlastungsmöglichkeiten durch die Krankenkasse. Auch die Unterbringung im Heim kann unter Umständen die beste Lösung für alle sein. Wichtig ist, dass das Heim auf Demenzkranke spezialisiert ist. Es gibt auch immer mehr Kombilösungen wie Wohngruppen mit ambulanter Versorgung. Ziel aller Maßnahmen sollte sein, dem Dementen Geborgenheit zu geben, in einer Welt, die für ihn oder sie Tag für Tag ein Stück fremder wird.
Tipp: Denke auch rechtzeitig an Vorsorgevollmacht sowie Betreuungs- und Patientenverfügung.