Angst gehört zum Leben: Sie hilft, Situationen richtig einzuschätzen, sich vorsichtig an Unbekanntes heranzutasten und mobilisiert unsere Kräfte bei akuten Bedrohungen. Wird die Angst chronisch und zieht weitere Symptome wie Schlafstörungen, innere Unruhe oder körperliches Unwohlsein mit sich, liegt eine Angststörung vor, die ohne Behandlung oft über Jahre bestehen bleibt, sich verstärkt und weitere Kreise zieht. Häufig wird zu Suchtmitteln wie Alkohol gegriffen, um die quälende Angst zu lindern. Betroffene flüchten auch oft in ein Vermeidungsverhalten, das zu starken Einschränkungen und sozialer Isolation führen kann und wiederum Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit mit sich zieht. Zwei von drei Angst-Patienten leiden zusätzlich unter Depressionen.
Konkrete Ängste
Gründe für die Angst sind so unterschiedlich, wie die betroffenen Menschen. Bei den sogenannten spezifischen Phobien beziehen sie sich auf ein bestimmtes Objekt oder eine Situation: Spinnen, Im-Flugzeug-sitzen, enge Räume, große Höhen. In der Regel können Betroffene lernen, mit ihrer Angststörung umzugehen, da die angstauslösenden Mechanismen eingrenzbar und ohne schwerwiegende Beeinträchtigung des Lebens vermeidbar sind. Handlungsbedarf besteht, wenn die Phobie das Leben zu stark einengt und zu Leidensdruck führt.
Andere „konkrete Ängste" haben Einfluss auf das gesamte Leben: Agoraphobie etwa, die Angst vor öffentlichen Plätzen, Geschäften oder Menschenansammlungen, führt in ausgeprägten Fällen dazu, dass Betroffene ihre Wohnung nur noch im Notfall verlassen, um angstauslösende Situationen zu vermeiden. Auch bei den sogenannten sozialen Phobien oder sozialen Angststörungen, der Angst vor anderen Menschen, kommt es durch das Vermeidungsverhalten zu starken Beeinträchtigungen im Berufs- und Privatleben und im Extremfall zu sozialer Isolation.
Diffuse Angst: Existenz- und Zukunftsängste
Manchmal ist gar kein bestimmter Anlass für die Angst erkennbar: Die „generalisierte Angststörung" potenziert Sorgen und Nöte, die jeder Mensch kennt, zu einer Form unkontrollierter Besorgnis und Anspannung, die sich in körperlichen Symptomen und nicht selten in Süchten und Krankheiten manifestiert. Die Befürchtung, eine schwere Krankheit zu bekommen, einen geliebten Menschen zu verlieren und die Angst vor Umweltzerstörung gehören dazu. Ein weites Feld betrifft die Sorge um die eigene Existenz und die unsichere Zukunft: Arbeitslosigkeit, drohende Armut, finanzieller Ruin oder sozialer Abstieg sind Schreckensvisionen der Existenzangst, die viele Menschen ängstigen und einige völlig beherrschen.
Panikstörungen
Während viele dieser Ängste permanent vorhanden sind und die Lebensqualität massiv beeinflussen, kommt es bei einigen Angstpatienten zu anfallartigen Erscheinungen, die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome wie Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Zittern und vielem mehr verbunden sind. Panikattacken sind plötzlich auftretende Extremsituationen, die von Betroffenen als massiv, oft unkontrollierbar und sogar lebensbedrohlich wahrgenommen werden.
Die Angst besiegen
Niemand muss sich dauerhaft von seiner Angst beherrschen lassen: Die meisten Angstpatienten erfahren mithilfe geeigneter Therapiemethoden eine deutliche Besserung bis hin zum vollständigen Verschwinden von Angst- und Panikstörungen. Die Art der Behandlung richtet sich dabei nach der Ausgangssituation, der Schwere und der Art der Angsterkrankung. Neben verschiedenen Formen der therapeutischen Behandlung sind Entspannungs- und angstregulierende Techniken, sowie der Austausch und die Unterstützung in Selbsthilfegruppen wirkungsvolle Hilfsmittel. Auch Sport wirkt - sowohl vorbeugend als auch lindernd - da durch Bewegung die körpereigenen Stresshormone abgebaut werden können.