In der Gesellschaft wird die Midlife-Crisis oft belächelt und ist fast schon ein bisschen schick. Wenn Männer zwischen 35 und 50 Jahren plötzlich anfangen, den Sinn ihres Lebens zu hinterfragen und beweisen wollen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören, spricht man von einer Midlife-Crisis, also einer Krise in der Lebensmitte.
Für die Betroffenen ist das eine durchaus ernste Sache. Das Älterwerden zollt seine Tribute: Deutliche Falten sind nicht mehr zu übersehen, das Haar wird lichter, ein kleiner Bierbauch tritt an die Stelle, wo vorher Muskeln waren. Und auch die Leistungsfähigkeit nimmt spürbar ab. Der Beruf schlaucht einen mehr als noch vor ein paar Jahren und auch sexuell gibt es auf einmal Probleme. All das kratzt gewaltig am Ego und führt dem Mann vor Augen, dass auch an ihm das zunehmende Alter nicht spurlos vorbei geht.
Ab ca. 40 nimmt der Testosteronwert im Blut jährlich um 1,2% ab. Beschwerden wie verringerte Libido, Erektionsstörungen und nachlassende Tatkraft hängen laut Studien aber nur bedingt damit zusammen. Die Midlife-Crisis ist im medizinischen Sinne nicht nachgewiesen und es gilt zu klären, ob die Beschwerden hormonell bedingt sind oder andere Ursachen haben.
Dazu kommt der psychologische Aspekt: Männer um die 40 haben meist schon alles im Leben erreicht: Erfolg im Beruf, ein schönes Haus, Ehe und Kinder. „Was bleibt da noch für die Zukunft? Soll es das gewesen sein?", fragen sich dann viele und wollen ihr Leben auf einmal radikal verändern, suchen das Abenteuer. Manche nehmen sich eine jüngere Frau, andere flüchten sich in Extremsportarten wie Bungee-Jumping oder Water-Rafting. Sich noch einmal jung und voller Tatendrang fühlen, lautet die Devise.
Doch Vorsicht! Die Ursache der Unzufriedenheit löst das meist nicht. Es ist wichtig, sich seinen Zweifeln und Ängsten zu stellen. Nur so kann man mit dem Älterwerden Frieden schließen. Die Krise kann durchaus eine Chance sein, zu sich selbst zu finden, sein Leben neu zu ordnen und neue Perspektiven zu entdecken.
Hier einige Tipps, wie du gelassen durch die Midlife-Crisis kommst:
- Sprich darüber! Oft kann schon ein vertrautes Gespräch mit der/dem Partner*in, einem guten Freund oder einer guten Freundin oder auch einer/einem Psychotherapeut*in Wunder wirken.
- Halte dich fit!Ein gesunder Lebensstil kann die Testosteronproduktion nachweislich fördern. Iss mehr Eiweiß und verzichte auf übermäßigen Zucker- und Alkoholkonsum. Regelmäßiges Ausdauer- und moderates Krafttraining helfen außerdem, den Kopf freizubekommen und sich gut zu fühlen.
- Entspann dich! Gönn deinem Körper und Geist öfter mal eine Auszeit. Nimm dir genügend Zeit für dich selbst. Zügel deinen Ehrgeiz, in Job, Familie und Hobby Höchstleistungen zu erbringen und achte auf ausreichend Schlaf von 7-8 Stunden. Das schützt zusätzlich vor Burnout und Depressionen. Einige große Firmen bieten als Möglichkeit das so genannte Sabbatjahr an. Dies ist eine einjährige Auszeit vom Beruf.
- Bewusstsein entwickeln!Häufig ist die Midlife-Crisis ein eher diffuses Gefühl. Ordne deshalb zunächst deine Gedanken, um Klarheit zu schaffen. Erstell eine Liste mit dem, was du alles schon erreicht hast. Schreibe dann alle Dinge auf, die du schon immer einmal tun wolltest. Mach auch eine Liste mit Dingen, die dir in deinem Leben wirklich wichtig sind. So kannst du eine gewisse Bodenhaftung erreichen und dein Leben wieder klarer sehen.
- Brich aus! Fühlst du dich, nachdem du Bilanz gezogen hast immer noch in einem Käfig aus Gewohnheiten und Alltagszwängen gefangen? Dann solltest du etwas verändern. Überlege genau, was dich stört, wie du es gerne hättest und auch wie du dieses Ziel erreichen könntest. Setze dir dann feste Ziele und einen Zeitraum dafür, wie zum Beispiel: „Ich reise einmal im Jahr an einen Ort, an dem ich noch nie gewesen bin."
Nimm dich und deine Krise in jedem Fall ernst. Versuch aber rational vorzugehen und vermeide impulsive Entscheidungen, die du im Nachhinein bereuen könntest. Wenn du deinem Wunsch nach Veränderung überlegt nachgibst, wird dich das langfristiger glücklich machen. Besinne dich dabei auch immer auf das, was du schon erreicht hast und die positiven Seiten des Älterwerdens; zum Beispiel den Zuwachs an Erfahrung und Gelassenheit. Brich lästige Gewohnheiten auf und entdecke Neues - am besten gemeinsam mit deiner/deinem Partner*in. Das sorgt zusätzlich für neuen Schwung in deiner Beziehung!