Wenn die Seele den Körper krank macht

Wenn uns etwas auf den Magen schlägt, oder an die Nieren geht, ist das nicht bloß eine Redensart. Denn wer seelisch belastet ist, klagt meist auch über körperliche Beschwerden, fühlt sich schwach oder hat Schmerzen. Hier helfen klassische Behandlungen wenig, denn die Ursache ist Kopfsache.

Die vielbeschworene Einheit von Körper und Geist spielt bei fast allen Erkrankungen eine Rolle. In der Gesellschaft wird die seelische Komponente aber häufig verkannt. Dabei lassen sich Schätzungen zufolge etwa 80 Prozent aller körperlichen Beschwerden nicht auf organische Ursachen zurückführen, sondern sind durch psycho-soziale Einflüsse bedingt.

Hier setzt der Bereich der Psychosomatik (griechisch: psyche=Seele, soma=Körper) an. Psychosomatische Störungen oder Erkrankungen können dabei sowohl körperlich-seelisch, als auch seelisch-körperlich wirken. Das heißt, wenn man körperliche Beschwerden hat, dann leidet auch die Seele und umgekehrt kann man körperlich krank werden, durch seelische Beschwerden.

 

Der Körper als Sprachrohr

Während der körperlich-seelische Weg den meisten noch logisch erscheint, trifft die Psyche als Auslöser gesellschaftlich noch auf wenig Verständnis. Dabei wäre es wichtig, häufiger auf seine innere Stimme zu hören. Denn die Psyche nutzt den Körper als Sprachrohr und schreit in Form von körperlichen Schmerzen nach seelischer Entlastung und mehr Zuwendung. Das äußert sich dann zum Beispiel in chronischen oder ständig wiederkehrenden Rücken-, Bauch- oder Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder Übelkeit. Werden diese Warnzeichen des Körpers über lange Zeit ignoriert oder betäubt, während die seelische Belastung weiter anhält, zieht der Körper die Notbremse. Die Folge sind ernste Erkrankungen, die einen schließlich dazu zwingen, kürzer zu treten. Zu den klassischen psychosomatischen Krankheitsbildern gehören Bluthochdruck, Magengeschwüre, Reizmagen, Muskelverspannungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma und auch Allergien.

 

Arzt-Odyssee

Nicht selten beginnt dann ein wahrer Arzt-Marathon. Denn die Beschwerden, die der Patient beklagt, sind zwar spürbar, aber medizinisch nicht erklärbar. Deshalb greifen rein medikamentöse Behandlungen zu kurz und bekämpfen nur die Symptome. Oft sind es auch die Patienten selbst, die eine Behandlung verhindern, weil sie sich eine psychische Erkrankung nicht eingestehen wollen oder sich gar für verrückt halten. Bei psychosomatischen Erkrankungen kann aber nur eine Kombination aus medikamentöser Therapie und psychotherapeutischen Maßnahmen dauerhafte Besserung bringen. Auch eine Kur ist in vielen Fällen ratsam.

 

Verdrängte Konflikte

Psychosomatische Erkrankungen treffen einen nicht aus heiterem Himmel, auch wenn manche es so wahrnehmen. Meist liegen ihnen monate- oder gar jahrelange seelische Belastungen zu Grunde, die bislang verdrängt wurden. Die Spanne reicht von Stress im Beruf oder Arbeitslosigkeit über Scheidung und Todesfall bis hin zu nicht aufgearbeiteten Erlebnissen aus Kindheit und Jugend. Die Breite und Vielschichtigkeit der Ursachen erfordert eine umso gründlichere Analyse während der Behandlung.

 

Immer ein offenes Ohr haben

Betroffene beginnen oft erst mit einer Psychotherapie, wenn sie schon gravierende körperliche Einschränkungen spüren. Soweit sollte man es aber nicht kommen lassen, denn wer frühzeitig auf sich achtet und entsprechende Maßnahmen ergreift, kann vielen psychosomatischen Erkrankungen vorbeugen. Alles, was du tun musst: Hör auf dich und deinen Körper! Wer schon auf erste Warnzeichen reagiert und sich rechtzeitig eine Auszeit gönnt, lebt gesünder und ist auf lange Sicht leistungsfähiger.

Du kannst dir deine Lebensumstände zwar nicht immer aussuchen, aber du kannst bestimmen, wie du damit umgehst und deinem Körper helfen, sein Gleichgewicht zu behalten oder nach einem Schicksalsschlag wiederzufinden. Geh den Signalen, die dein Körper sendet, öfter mal auf den Grund, bevor du zu Schmerzmitteln greifst. Du wirst merken, dass dein Körper dich oft eigentlich nur bittet, sich selbst mal wieder etwas mehr Zeit zu widmen und mehr auf deine eigenen Wünsche zu achten.