Hypnose als Therapieform

„Schaue auf das Pendel, lausche dem Klang meiner Stimme, während du ruhiger und ruhiger wirst. Ich zähle jetzt rückwärts und bei jeder Zahl wirst du entspannter und gleitest mehr und mehr in den Zustand der Trance. 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1. … Und wenn ich gleich mit den Fingern schnippe, gackerst du wie ein Huhn! ...“ Typisch Hypnose? Ist das Verfahren, Menschen in Trance zu versetzen, wirklich nicht mehr als ein übler Show-Trick? Fest steht auf jeden Fall: die Vorurteile gegenüber der Hypnose sind groß und das nicht ohne Grund.

Missbraucht um Leute auf der Bühne lächerlich zu machen - so sieht das fest verankerte Bild in den meisten menschlichen Köpfen aus, wenn es um Hypnose-Verfahren geht. Doch viele Therapeuten arbeiten beständig daran, dem Zustand der Trance seine Seriosität zurückzugeben. Denn er kann durchaus eine große Hilfe sein. Und zwar dann wenn es um die Behandlung zahlreicher Krankheitsbilder geht.

Medizinische Hypnose hat mit der peinlichen, unseriösen Manipulation des Unterbewusstseins, wie sie in Unterhaltungs-Shows durchgeführt wird, nichts zu tun. Eine Hypnosetherapie kann den seelischen oder körperlichen Heilungsprozess in uns in Gang bringen. Mehr als 200 internationale Studien belegen die Wirksamkeit. Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei extrem vielfältig. Am bekanntesten ist wohl die Anwendung von Hypnose, um mit dem Rauchen aufzuhören oder an Gewicht zu verlieren. Darüber hinaus kann eine Hypnosetherapie aber auch bei psychischen oder körperlichen Krankheitsbildern wie Ängsten, Alkoholismus, Depressionen, Essstörungen, Hautproblemen, Migräne, Panikattacken, Stottern, Zwängen etc. eingesetzt werden. Auch um Schmerzen entgegenzuwirken, bspw. beim Zahnarzt oder im Kreißsaal, kommt die Hypnose zum Einsatz.

 

Neuprogrammierung des Unterbewusstseins

Entgegen aller Vorurteile ist man bei der medizinischen Hypnose dem Therapeuten nicht willenlos ausgeliefert. Ganz im Gegenteil – man bekommt alles mit und befindet sich weder im Schlafzustand noch im Koma. Auch kann man zu nichts gezwungen werden, das man nicht möchte. Die Hypnose verhilft dem Patienten dazu, in einen natürlichen Zustand der Entspannung und Konzentration zu gelangen. Dieser Trance-Zustand befindet sich zwischen wach sein und schlafen. Dadurch wird das Unterbewusstsein aktiviert und zugänglich für die jeweilige Behandlung.

Auch Kinder können von dieser Therapiemöglichkeit profitieren. Besonders kleinere Kinder bis zu einem Alter von 6 Jahren sind für Hypnose sehr empfänglich. Nicht wenigen Kindern treibt bspw. der Besuch beim Zahnarzt jedes Mal Tränen in die Augen, vor Angst. Hypnose kann hier Abhilfe schaffen. Mit Hilfsmitteln wie Märchen, Puppen oder Zaubertricks werden die kleinen Angsthasen auf eine Phantasiereise geschickt. In der Regel verlieren sie dabei komplett das Gefühl für Zeit und sind so abgelenkt, dass sie den eigentlichen Zahnarztbesuch vergessen. Eine angst- und schmerzfreie Behandlung ist so spielend leicht möglich. Aber auch bei Entwicklungsstörungen, Lernschwächen oder Sprachfehlern kann die Hypnosetherapie bei Kindern zum Einsatz kommen.

 

Hypnose als natürlicher Zustand

Hypnose ist ein ganz natürlicher Vorgang, den wir tagtäglich erleben. Beispielsweise wenn wir uns einen sehr emotionalen Film anschauen, der uns zu Tränen rührt. Dabei geraten wir leicht in einen Zustand der Trance. Auch wenn der Verstand weiß, dass es sich um eine fiktionale Geschichte handelt – die Gefühle erleben das Ganze als wäre es real. In einem solchen Moment befinden wir uns in einem hypnoseähnlichen Zustand.

Bei einer Therapiesitzung gleitet man durch Konzentration in die Hypnose. Meistens wird sich bei geschlossenen Augen auf die Stimme des Therapeuten konzentriert. Aber auch die beständige Fokussierung eines Punktes oder Gegenstandes, bis der Blick schließlich verschwimmt, kann die Trance einleiten. Und genau so nennt sich Phase Nummer eins bei jeder Hypnosesitzung – die Einleitungsphase.

 

Drei Phasen der Hypnose

Als nächstes geht es dem Problem an den Kragen. In der Behandlungsphase konzentriert sich der Therapeut auf das Unterbewusstsein. Dieses ist nun zugänglich und bspw. für positive Suggestionen oder Bilder empfänglich. Denn Ängste und Blockaden sitzen im Unterbewusstsein. Negative Verhaltensmuster oder Einstellungen des Patienten werden aufgelöst und durch positive Entsprechungen ersetzt.

Abschließend geht es wieder ins Hier und Jetzt. Der Therapeut nimmt in der Reorientierungsphase die Trance behutsam zurück. Die Wahrnehmung des Patienten wird dabei von innen nach außen gelenkt.

 

Wer das Pendel schwingen darf

Bei der Auswahl seines Therapeuten sollte man sich definitiv im Wachzustand befinden. Denn leider gibt es viele schwarze Schafe, die sich diesen Titel selbst verliehen haben. Seriöse und qualifizierte Hypnosetherapeuten sind Ärzte und psychologische Psychotherapeuten, die eine entsprechende Zusatzausbildung vorweisen können. Fachverbände helfen gerne bei der Auswahl.