Die virtuelle Welt bietet nicht nur unbegrenzt Informationen, sie lockt auch mit tausenden potentiellen Freunden und der Möglichkeit, seine Identität und damit einhergehende Probleme z.B. bei Computer-Rollenspielen mit dem log-in hinter sich zu lassen. Das übt einen großen Reiz aus - und birgt enormes Suchtpotential. Schätzungsweise mehr als eine halbe Million Deutsche gelten als onlinesüchtig und man geht von mehr als 2,5 Millionen Suchtgefährdeten aus. Vor allem bei den Jugendlichen steigt die Zahl stark an und hat sich von 2011 zu 2015 fast verdoppelt. So konnte man nach Befunden der Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 2015 bei 5,8 % aller 12- bis 17-jährigen Jugendlichen von einer Computerspiel- oder Internetabhängigkeit ausgehen. Sie verfangen sich im Netz und verbringen zunehmend mehr Zeit bei Onlinespielen oder in sozialen Netzwerken. Gleichzeitig vernachlässigen sie Hobbys, reale Kontakte und letztendlich sich selbst.
Welche Nutzungsszenarien gibt es?
„Internetabhängigkeit" ist nur der Überbegriff für verschiedene Erscheinungsformen, die von der Abhängigkeit von Online-Glücksspielen oder Online-Spielen, über die Sucht, sich permanent in sozialen Netzwerken auszutauschen bis hin zu Sex-, Sammel- oder Kaufsucht reichen.
Wann ist man onlinesüchtig?
Der Übergang vom „normalen" Verhalten über den exzessiver werdenden Konsum bis zur Abhängigkeit ist fließend und kann nicht allein anhand der Zeit abgelesen werden, die jemand online ist. Andere Anzeichen für ein Suchtverhalten sind eindeutiger: Die Grenze zur Internetabhängigkeit gilt als erreicht, wenn Betroffene zwanghaft online sind, ihren Konsum nicht mehr kontrollieren oder beschränken können, die Nutzungsdauer trotz zunehmender privater Probleme und guter Vorsätze steigt, die virtuelle Welt zum einzigen Lebensinhalt wird und Entzugserscheinungen wie Nervosität, Reizbarkeit oder Schlafstörungen auftreten, wenn der Internetzugang nicht verfügbar ist.
Welche gesundheitlichen Folgen drohen?
Die Folgen für die Gesundheit sind komplex: Sie reichen von Leistungsabfall in Schule und Beruf, sozialer Isolation, Schlaflosigkeit, Depressionen und Ängsten bis zu körperlichen Beschwerden wie Rückenproblemen, Sehnenscheidenentzündungen oder der Schädigung der Sehkraft, ausgelöst durch Bewegungsmangel, stundenlanges Sitzen und Auf-den-Bildschirm-starren. Betroffene übergehen im fortgeschrittenen Stadium häufig vitale Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder Müdigkeit und vernachlässigen ihre Körperpflege, um nicht aus ihrer virtuellen Welt auftauchen zu müssen.
Welche Menschen sind besonders gefährdet?
Bereits vorhandene Risikofaktoren wie soziale Schwierigkeiten in der Schule, am Arbeitsplatz oder mit den Eltern/Ehepartnern, Depressionen, soziale Ängste oder ein geringes Selbstwertgefühl bestehen in der Regel bereits, bevor exzessiver Internetkonsum ins Spiel kommt. Als besonders gefährdet gelten ängstliche, schüchterne oder einzelgängerisch veranlagte Menschen, die mit der realen Welt unzufrieden sind.
Wege aus der Sucht
Auf Internetsucht spezialisierte Beratungsstellen sind ein erster Anlaufpunkt. Die Vereine beraten kostenlos und auf Wunsch anonym zum Thema Computerspiel- und Internetsucht und bieten Hilfe zur Selbsthilfe in Foren und (virtuellen) Selbsthilfegruppen. Angebote richten sich sowohl an Betroffene als auch an Angehörige.
Therapeut*innen, Ärzt*innen und Kliniken reagieren auf die wachsende Zahl der Menschen, die das Netz in gesundheitsgefährdender Weise nutzen: Das Angebot an auf Internetsucht ausgelegte ambulante und stationäre Therapieangebote wächst stetig.